Pünktlich zu Silvester 2019 premierte das Schlosstheater Peuerbach mit ihrem neuen Stück "Die Wunderübung"
im Melodium Peuerbach.
Das dreiköpfige Ensemble weiß Glattauers Stückvorgabe ideal zu nützen; die Streitereien wirken kaum je aufgesetzt,
sondern erstaunlich authentisch. In der Kampfzone der Geschlechter stehen sich Herbert Wiesinger als untadeliger
Anzugträger mit Gefühlsschranken und Kornelia Wagner als emotionales Kraftwerk auf High Heels gegenüber.
Wie die beiden sich gegenseitig das Wort im Mund umdrehen, jede noch so harmlose Äußerung
umgehend als Beleidigung auffassen - das hat hohen Unterhaltungswert. Joana (Korenlia Wagner) ist das Epizentrum
des Abends: wie sie um ihr Lebensglück ringt und dabei ihrem Mann zusetzt - das Musterbeispiel einer liebenswerten Furie!
Zwischen die Kampfhähne wagt sich Paartherapeut Harald (Stefan Pimmingsdorfer), der mit zerbeulten Cordhosen,
Schlabberschal und betont sanfter Stimme wie das Abziehbild eines Paartherapeuten wirkt. Die verfahrene Beziehung
versucht er mit einem beachtlichen Repertoire an Paarübungen aufzulösen. Der Mann solle doch versuchen,
die geballte Faust seiner Frau aufzukriegen. Die Faust als wütendes Herz, bei der alle Kraft versagt.
Das Rollenspiel scheitert kläglich, ein Lehrbeispiel falsch verstandener Streitkultur, Glattauers sanfte Kritik an der
Paartherapieindustrie.
Boulevardkomödien leben bekanntlich vom Geschlechterkampf. Daniel Glattauer hat das Sujet um eine Komponente bereichert:
"Die Wunderübung" lotet geschickt das komödiantische Potenzial von Paartherapien aus.
Lang lebe der Ehestreit.
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